Mehrere Anrufe beim Deutschen Konsulat in Antalya. Die Verbindung ist schlechter als der erste Phonographentest von Thomas Edison – es knackt, rauscht und bricht mitten im Satz ab. Was die automatische Ansage mitteilen will, bleibt ein Rätsel. Nach dem x-ten Versuch meldet sich eine Mitarbeiterin, sie verweist auf eine Internetseite.
(Hinweis: Sparen Sie sich den Anruf dort, es bringt nichts.)
Am 7. März mache ich mich mit den Unterlagen auf den Weg nach Antalya. Drei Stunden Busfahrt bis zum Otogar, dann 1 ½ Stunden zum Konsulat im Außenbezirk. Ich checke in einem schäbigen Hotel in der Nähe ein. Mein Termin ist um 8:30 Uhr. Um 8:00 Uhr, melde ich mich an der Pforte, muss aber warten. Mit mir warten ein Türke und zwei Türkinnen vor der verschlossenen Gittertür.
Um exakt 8:20 Uhr darf ich als Erste eintreten. Im Warteraum stehen 18 leere Stühle – warum mussten wir 20 Minuten draußen warten? Um 8:30 Uhr öffnet sich der Schalter. Der Beamte bleibt anonym, es gibt kein Namensschild. Die Anonymität scheint gewollt.
Der Antrag wird kompetent bearbeitet. Wir vereinbaren:
1. Schnellbearbeitung (-3 Wochen), kostet 30 Euro extra.
2. Versand mit Yurtici Kargo, damit ich nicht erneut nach Antalya fahren muss. Kosten: ca. 200 TL.
3. Sobald der Pass in Alanya angekommen ist, werde ich per SMS benachrichtigt. (Meine Adresse wurde im System eingetragen.)
Tipp für künftige Antragsteller: Vor eineinhalb Jahren wollte ich den Pass in meiner Heimatstadt erneuern, Kosten: 70 Euro. Wurde abgelehnt, zu früh. Der Beamte in Antalya empfahl anzugeben, man würde eine längere Reise antreten. Jetzt kostet mich der Pass mindestens 250 Euro (inkl. Hotel und Reisekosten).
Bevor ich das Konsulat verlasse, möchte ich die Toilette benutzen – Kein Licht. Der Schalter ist defekt. Ich stehe im Dunkeln, mein Smartphone ist am Empfang. Ob es in der Personaltoilette wohl auch düster ist?
Zurück in Alanya läuft zunächst alles nach Plan. Am 12. März erhalte ich eine E-Mail mit meiner neuen Passnummer und der Gültigkeit. Ich freue mich – auf den teuren, aber immerhin bald verfügbaren Pass.
Am 24. März folgt eine zweite E-Mail: Mein Pass liege zur Abholung bereit.
Moment mal – war nicht der Versand vereinbart?
Ich soll Dokumente mitbringen, auf Öffnungszeiten achten, Feiertage bedenken. Links und rechts im Konsulat scheinen nicht miteinander zu kommunizieren. Ich antworte und erinnere an die Absprache.
Am 25. März erhalte ich eine weitere Mail: Ich soll einen Haftungsausschluss unterschreiben. (Habe ich bereits vor Ort getan.) Trotzdem fahre ich in die Stadt, lasse ihn ausdrucken, unterschreibe und schicke ihn zurück. Habe ja sonst nichts zu tun!
Dann die nächste Forderung: Ich soll eine Kopie meines alten Reisepasses schicken. Warum? Er ist noch bis Juli gültig, und den neuen habe ich noch nicht.
Am 26. März fordert das Konsulat erneut eine ungültig gemachte Version meines alten Passes. Ich zerschneide und fotografiere ihn, schicke ihn ab. Kurz darauf: "Bitte senden Sie uns Ihre Empfängeradresse." Jetzt reicht’s. Die Adresse wurde bereits vom Beamten erfasst. Ich explodiere, sende trotzdem nochmals die Adresse.
Plötzlich eine Mail von Vize-Konsulin Ella Kinast. Sie mahnt mich zur "Respektwahrung". Aha – eine Beschwerde über meinen Ton, aber keine Entschuldigung für die Inkompetenz ihrer Abteilung. Ich antworte knapp: „Bitte prüfen Sie noch einmal alle Unterlagen.“
Am 27. März schicke ich zwei Mails: Wurde mein Pass versendet? Bitte um die Tracking-Nummer. Keine Antwort.
Am 28. März liegt mein Reisepass entweder seit vier Tagen im Konsulat oder irgendwo im Nirgendwo. Was den Versand mit Yurtici Kargo betrifft: Die Distanz Antalya–Alanya beträgt 150 km. In einem halben Tag könnte er hier sein. Aber jetzt zeigt sich...
Ich habe 250 Euro bezahlt, inklusive eines kostspieligen Eilversands, und dennoch meinen Pass bis heute nicht erhalten. Die Inkompetenz der Versandabteilung hat mir wertvolle Stunden und Tage geraubt, die ich für wichtigere Aufgaben hätte nutzen können. Deshalb diese Rezension.
Die Sterne sind für den hilfreichen Beamten.